Netzwerk Mutterschaft und Wissenschaft
Wer sind wir?
Das Netzwerk Mutterschaft und Wissenschaft bietet für all jene ein Forum, die sich als Mütter* identifizieren und im Wissenschaftsbetrieb arbeiten, um sich auszutauschen, zu vernetzen, sich gegenseitig zu unterstützen und zu informieren. Wir forschen zum Thema Mutterschaft und Wissenschaft, bieten Vernetzung sowie Weiterbildung und Beratung. Gegründet wurde das Netzwerk Mutterschaft und Wissenschaft von Dr. Lena Eckert und Dr. Sarah Czerney, nachdem die Resonanz auf ihr erstes Buch „Mutterschaft und Wissenschaft“ (2020) überwältigend war.
Was wollen wir?
Das Netzwerk dient dazu, uns gegenseitig stark und sichtbar zu machen. Wir wollen uns von den lebensfeindlichen, ungesunden und wettbewerbsorientierten Strukturen des derzeitigen Wissenschaftsbetriebs nicht unterkriegen lassen! Gemeinsam können wir strukturelle Diskriminierung von unbezahlt Care-Arbeitenden, die auch Väter* und andere Elternteile in ihrer engagierten Elternschaft betreffen kann, sichtbar machen und langfristig beseitigen.
Wer kann mitmachen?
Wir verstehen uns als Netzwerk, das nicht nur biologische Mütter, nicht nur Cis-Frauen, sondern auch Trans-Mütter, Adoptivmütter, Sternenkindermütter, Kiwumütter und vor allem auch (Noch)Nichtmütter zusammenbringt. Wir vernetzen Personen, deren Mütterlichkeit mit einer weiblich gelesenen Identität kombiniert ist. Die Problematiken, die sich mit den Themen Mutterschaft und Wissenschaft auftun, betreffen allerdings nicht nur Mütter*. Sie gehen alle an, denn Care-Arbeit ist die Grundlage der Gesellschaft und jedes menschlichen Zusammenlebens und arbeitens. Deshalb sind wir ebenso ein Netzwerk für Allies, also Verbündete und Unterstützer*innen, die eine strukturelle Veränderung des Wissenschaftsbetriebes für notwendig halten. Daher heißen wir auch alle Väter* und andere Elternteile, die sich für eine familien- und lebensfreundliche Wissenschaft einsetzen wollen, willkommen, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen, oder selbst welche ins Leben zu rufen.
Wie arbeiten wir?
Dr. Lena Eckert und Dr. Sarah Czerney bieten Lesungen, Vorträge, Workshops und systemische Beratung zum Thema Mutterschaft und Wissenschaft für verschiedene Zielgruppen an. Das Netzwerk wird durch die regelmäßigen „Online Circle“ zu variierenden Themen zusammengebracht. Darüber informiert unser Newsletter. Abgesehen davon werden netzwerkeigende Veranstaltungen organisiert wie zuletzt eine hybride Podiumsdiskussion “Care and (un)fair?”am 17.10.2024 an der FU Berlin. Außerdem gibt es die Möglichkeit, als Ehrenamtliche im Netzwerk mitzuarbeiten.
Worauf bauen wir auf?
Weiblich gelesene Menschen werden in unserer Gesellschaft wie in der Wissenschaft mit der Erwartung konfrontiert, dass sie sich gut um andere kümmern können und das auch gerne tun, dass sie also im Kern mütterlich sind – egal ob sie tatsächlich Mutter sind, werden wollen, nicht werden können oder wollen. Dieses Mütterlichkeitsideal führt oft dazu, dass ein – meist prekärer, befristeter und nicht gut entlohnter – Vollzeiterwerbsjob mit einem unbezahlten Vollzeitjob – der Care-Arbeit – kombiniert wird. Ein gesundes Leben ist so unmöglich.
Auch wenn Frauen das Doppelte leisten, ist ihre Arbeit oft nur halb so viel wert – zumindest aus Perspektive des Wissenschaftsbetriebes. Patriarchale Machtstrukturen, Hierarchien und statusbedingte Abhängigkeiten manifestieren sich intensiver, wenn Frauen* Mütter werden, in Teilzeit gehen und GenderPayGap, Rentenlücken und Ausschlüsse aus dem BoysNetwork erfahren. Dabei wird ihnen oft unterstellt, dass ihnen die Kinder wichtiger sind als die Wissenschaft, der Job oder gar eine Karriere (so what!?).
Das Ideal im Wissenschaftsbetrieb ist nach wie vor der ungebundene Wissenschaftler, der sich – frei von allen Sorge- und Hausarbeiten sowie gesund und unabhängig von der Pflege anderer – ungestört und zeitlich unbegrenzt in seine Forschungen vertiefen kann. Er kann – anders gesagt – in seinem ‚Geist aufgehen‘. Das immer noch männlich konnotierte Genie verkörpert hier den Produzenten von Wissenschaft. Gleichzeitig hat der Körper – als das, auf was die Mutter oft reduziert wird – keinen Platz in der Wissenschaft. Die Bedürfnisse des Körpers werden dabei in der Wissenschaft generell negiert, seine Pflege hintenangestellt. Es werden hier Workaholics hofiert, Wochenenden gelöscht, Feierabende ausgesetzt und Krankheiten (auch die von Kindern) ignoriert.
Was damit einhergeht ist eine generelle Sorgefeindlichkeit des Wissenschaftsbetriebes, so dass die emotionale Arbeit im Wissenschaftsbetrieb vor allem von Frauen* übernommen und dabei gleichzeitig auch entwertet wird. Gerade nach der Erfahrung der Corona-Pandemie sollten wir über eine Neu-Definition von Fürsorge und Gemeinschaft nachdenken – vielleicht auch gerade im Wissenschaftsbetrieb, denn schließlich sind wir dafür zuständig, Wissen für kommende Generationen zu generieren und zu vermitteln.
Was planen wir?
Aktuelle Veranstaltungen des Netzwerks findest Du hier:
https://www.mutterschaft-wissenschaft.de/veranstaltungen/.
Publikationen
Mutterschaft und Wissenschaft in der Pandemie
(Un-)Vereinbarkeit zwischen Kindern, Care und Krise, Sarah Czerney, Lena Eckert, Silke Martin
Mutterschaft und Wissenschaft
Die (Un-)Vereinbarkeit von Mutterbild und wissenschaftlicher Tätigkeit
Sarah Czerney, Lena Eckert, Silke Martin
Interviews:
„Das ‚Etikett Mutter‘ ist ein Nachteil“
Interview für forschungundlehre.de
DLF Kultur Sendung Zeitfragen. Feature
Radio-Interview